Sonnenbaden ohne Reue

Nach vielen Wochen des Verzichts stürzen wir uns geradezu in die Sonne. Dürfen wir das? Geht das überhaupt: Sonnenbaden ohne Reue? Prof. Dr. Markus Rolf Szeimies, Chefarzt der Hautklinik und des Hautkrebszentrums am Klinikum Vest, weiß, wie man sich richtig verhält.

Geht das überhaupt, Sonnenbaden ohne Reue?
Die Sonne spendet Wärme und Wohlbefinden und macht gute Stimmung, es wäre falsch, sie komplett zu verteufeln. Allerdings gibt es beim Sonnenbaden einige klare Regeln, die zu befolgen sind, wenn der Genuss ohne Reue sein soll.

Was muss ich tun, um mich zu schützen?
Das wichtigste ist die Kenntnis der Eigenschutzzeit der Haut. Je nach Hauttyp, von rotblond mit heller Haut über den Mittelmeer-Typ bis zum Menschen mit sehr dunkel bis schwarz pigmentierter Haut kann die Haut von 10 Minuten bis Stunden in der Mittagssonne aushalten, ohne einen Schaden zu nehmen. Wenn die Haut erst mal rot geworden ist, ist schon ein unumkehrbarer Schaden eingetreten. Insofern ist ein vernünftiger Umgang mit der Sonne sinnvoll, künstliche UV-Beleuchtung, zum Beispiel durch Solarien sollte unbedingt vermieden werden, sie führt nur zur verstärkten Hautalterung und kann Hautkrebs auslösen.

Was schützt besser: gute Sonnencreme oder UV-Kleidung? Und was muss bei beiden besonders beachtet werden?
Prinzipiell gilt: Textiler Lichtschutz vor chemischem Lichtschutz. Der Lichtschutzfaktor bedeutet ja um wie viel länger als die Eigenschutzzeit man draußen in der Sonne bleiben kann, wenn man bestimmte Kleidung trägt oder Lichtschutzpräparate aufgetragen hat. Es hat schon seinen Sinn, dass Menschen die in der Wüste leben, bis auf den Boden reichende Gewänder tragen und ihren Kopf bedecken. Aber nicht jeder Stoff schützt. Während eine Organza-Bluse einen Lichtschutzfaktor von gerade mal 4 hat, schafft die schwarze Jeans etwa 1000. Aber nicht jeder will im Hochsommer mit der schwarzen Hose herumlaufen und schwitzen. Hier helfen Hautcremes, Lotionen oder neuerdings auch Sprays. Wichtig ist hier die richtige Menge. Für die angegebene Berechnung des Lichtschutzes werden offiziell 2 Milligramm pro Quadratzentimeter verwendet, wenn man das konsequent macht, braucht man als erwachsener Mensch in Badehose etwa 30-40ml für den ganzen Körper, das ist fast eine drittel Flasche.

Hilft Nachcremen?
Nicht was insgesamt die Verlängerung der Zeit im Freien betrifft, das ist hier nicht wie bei der Parkuhr. Allerdings muss ich den Schutz erneuern, wenn ich z.B. im Wasser war oder einen schweißtreibenden Sport gemacht habe.

In welcher Zeit sollte man die Sonne meiden?
Zwischen 11 und 15 Uhr nachmittags ist der Sonnenstand am höchsten, also in der Zeit in der unsere südeuropäischen Freunde ihre Siesta machen. Hier macht es auch Sinn, sich besser im Schatten aufzuhalten.

Wer sollte die Sonne am meisten meiden?
Problematisch ist das für Menschen, die möglicherweise auch lichtempfindlich machende Medikamente wie Wassertabletten, Herzpräparate oder Antibiotika einnehmen, da kann schon bei kurzem Aufenthalt in der Sonne ein Sonnenbrand ausgelöst werden. Auch Kleinkinder müssen sich deutlich besser vor der Sonne schützen.

Warum ist Kinderhaut so empfindlich?
Bei Kindern ist das Pigmentsystem der Haut erst etwa ab dem 7. Lebensjahr ausgereift, zuvor kann die Haut nicht gut auf die Sonne reagieren, Sonnenbrände treten viel schneller auf und sind insbesondere was das Entstehen von schwarzem Hautkrebs (Melanom) betrifft, besonders gefährlich.

Gehen die Menschen sorgsam mit ihrem größten Organ um?
Die meisten Menschen wissen mittlerweile glücklicherweise sehr gut Bescheid, was Ihnen im Urlaub und der Freizeit widerfahren kann, wenn sie sich nicht ausreichend vor der Sonne schützen. Allerdings ist nicht nur die schönste Zeit des Jahres ein Risiko für den Sonnenbrand, auch im Frühjahr und bis in den Herbst können hierzulande Menschen mit klassischen Außenberufen (z.B. Baugewerbe oder Land- und Forstwirtschaft) betroffen sein. Doch auch hier zeigen Aufklärungskampagnen langsam Erfolg, die Menschen schützen sich besser vor den schädlichen Wirkungen der Sonne.


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Christina Schlüter, Kommissarische Leitung Marketing und Unternehmenskommunikation
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