Was tun bei Erkältung?
Das Wetter kann sich nicht entscheiden: mal ist es warm, mal ist es kalt. Die nächste Erkältung scheint schon programmiert und dann wird es unangenehm. Denn jede Erkältung, jeder Krankheitserreger schwächt den Körper und man fühlt sich schlapp und müde. Warum das so ist und wie man sich helfen kann, erklärt Priv.-Doz. Dr. Markus Reiser, Chefarzt Innere Medizin am Klinikum Vest.
Wann liegt eine Erkältung vor? Wann eine Grippe?
Wann muss ich zum Arzt?
Dr. Markus Reiser: Die Erkältung („grippaler Infekt“) und die Influenza („echte Grippe“) sind Infektionen der oberen Atemwege, die jedoch von verschiedenen Viren verursacht werden. Da die Symptome häufig sehr ähnlich sind, kann es schwierig sein, die Erkältung von einer Grippe (Influenza) zu unterscheiden. In der Regel verläuft die Influenza schwerer, mit stärkeren, intensiven Symptomen. Kleine Kinder und ältere Erwachsene (ab 65 J.), schwangere Frauen, Patienten mit einem geschwächten Immunsystem oder Menschen mit vorbestehenden Atemwegserkrankungen (Asthma, COPD) können schwere Komplikationen einer Influenza entwickeln. Dazu zählen eine Lungenentzündung, eine Herzmuskelentzündung oder eine Entzündung des Gehirns. Bei starkem Krankheitsgefühl, hohem Fieber, Luftnot oder Störung des Bewusstseins muss dringend ein Arzt aufgesucht werden.
Wodurch werden diese Krankheiten ausgelöst?
Die Influenza wird durch das Influenza-Virus („Grippevirus“) ausgelöst. Die einfache Erkältung wird meist durch Rhinoviren verursacht.
Wo lauern die Erreger?
Erkältungs- und Grippeviren werden durch Tröpfchen beim Anhusten oder Niesen übertragen.
Was hilft gegen Erkältung? Was gegen eine echte Grippe?
Grundsätzlich werden sowohl die Erkältung als auch die Grippe symptomatisch behandelt. Jeder Erkrankte sollte viel trinken, er braucht Ruhe und Schonung und kann fiebersenkende Medikamente wie Paracetamol einnehmen. Antibiotika sind nur bei Zeichen einer bakteriellen Superinfektion notwendig. Bei Patienten, die ein hohes Risiko für Grippe-Komplikationen aufweisen (siehe oben), sollte eine antivirale Therapie erwogen werden.
Wer sollte sich gegen Grippe impfen lassen?
Eine Impfung gegen Grippe ist grundsätzlich für alle Menschen sinnvoll. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die jährliche Impfung gegen die saisonale Influenza insbesondere aber für folgende Personengruppen:
• alle Personen ab 60 Jahren
• Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung durch chronische Krankheiten der Atmungsorgane, Herz- oder Kreislaufkrankheiten, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes mellitus, chronische neurologische Grundkrankheiten, wie z.B. multiple Sklerose sowie für immungeschwächte Personen (z.B. HIV-Infektion).
• Bewohner von Alten- oder Pflegeheimen,
• alle gesunden Schwangeren ab dem 2. Trimenon (14. Bis 26. Schwangerschaftswoche) und Schwangeren mit einer chronischen Grundkrankheit ab dem 1. Trimenon (1. Bis 13. Woche)
• Personen mit erhöhter beruflicher Gefährdung, z.B. medizinisches Personal,
• Personen, die Risikopersonen betreuen.
Ist das eine kassenärztliche Leistung?
Nur für die oben genannten Personengruppen ist die Grippeschutzimpfung eine Pflichtleistung der Krankenkassen.
Was halten Sie von rezeptfreien Mitteln?
Am wichtigsten sind körperliche Schonung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr (viel trinken). Fiebersenkende Medikamente wie Paracetamol oder Acetylsalizylsäure in Aspirin (nur für Erwachsene) können die Symptome mildern.
Gibt es Tipps, wie man sich vor einer Erkältung/Grippe schützen kann?
Wer sich nicht anstecken möchte, sollte große Menschenansammlungen meiden und ein gute Handhygiene (Desinfektion, Hände waschen) praktizieren. Das Tragen eines Mundschutzes, wie man es heute insbesondere bei Asiaten sieht, könnte vor der Ansteckung oder auch Verbreitung von Erkältungskrankheiten schützen. Belastbare Studien existieren hierzu jedoch nicht. Der beste Schutz vor einer echten Grippe ist und bleibt die Impfung.
Wie wichtig ist eine gesunde Ernährung (Stichwort Vitamin C)?
Die Wirksamkeit von Vitamin C zur Verhinderung oder Behandlung von Erkältungskrankheiten ist recht gut untersucht. Personen mit starker körperlicher Belastung oder Kälteexposition scheinen von einer prophylaktischen Einnahme von Vitamin C zu profitieren; die Effekte sind jedoch moderat. Die therapeutische Einnahme von Vitamin C bei Erkältungskrankheiten hatte in den vorliegenden Studien keinen Effekt auf den Krankheitsverlauf. Eine gesunde Ernährung ist immer eine gute Basis.