Das Ilio-Sakral-Gelenks-Schmerzsyndrom
Die Iliosakralgelenke (ISG) oder sog. Darm-Kreuzbeingelenke weisen einen deutlich geringeren Bekanntheitsgrad als z. B. Knie-, Hüft- oder Schultergelenke auf. Sie stellen eine Verbindung zwischen der, in das Kreuzbein auslaufenden Wirbelsäule und dem Becken dar, wobei sie als großflächige Stoßdämpfer dienen, in dem sie die Kräfte unseres Körpergewichts auf die Beine übertragen. Bei Frauen ermöglichen sie zusätzlich während des Geburtsverlaufs die Weitung des Beckenrings. Bis auf diese eine Ausnahme ist allerdings keine höhergradige Bewegung in diesen Gelenken bekannt.
Wie alle anderen Gelenke, unterliegen auch die ISG einem altersbedingten Verschleiß, was sich in einer schmerzhaften ISG-Arthrose äußern kann. Auch nach Stürzen auf das Gesäß kann das ISG längere Zeit für Gesäßschmerzen sorgen. Selbstverständlich treten ISG-Beschwerden bei Rheuma-Patienten gehäuft auf, sind jedoch auch bei sonst gesunden Menschen nicht selten zu beobachten.
(siehe auch unter Medien / Informationsmaterial: Zeitung des Neurocentrums, Ausgabe 4, S. 10-11)
Abbildung: Der ISG-Cage liegt genau im Ileo-Sakrals-Gelenksspalt
Gesäßschmerzen, teilweise mit Ausstrahlung in das Bein, sind Leitsymptom der ISG-Arthrose. Eine Abgrenzung zum eher Wirbelsäulen-bedingten Kreuzschmerz kann sehr schwierig sein und man schätzt, dass bei jedem fünften Patienten der gefühlte Kreuzschmerz auf eine Irritation des ISG zurückzuführen ist.
ISG-Schmerzen werden typischerweise als stumpfe Kreuzschmerzen wahrgenommen, die tief etwas seitlich der Mittellinie lokalisiert sind und über das Gesäß bis zu Leiste oder auch weiter in die Obeschenkelvorderseite ausstrahlen können. Sie treten klassisch beim Aufstehen und Hinsetzen auf. Längeres Sitzen insbesondere auf einem harten Stuhl ist den Patienten kaum möglich, sodass sie lieber stehen oder nur auf der gegenseitigen Gesäßhälfte sitzen, um die kranke Seite zu entlasten. Auch nachts versuchen die Patienten ein Schlafen auf der betroffenen Seite zu vermeiden. Gehen, Stehen und Liegen bringen den Patienten in der Regel eine Schmerz-Linderung, wobei einige Patienten ihre ISG-bedingten Schmerzen auch beim Laufen angeben. Da einige, in das Bein ziehende Nerven, in der Nähe der Gelenkkapsel des ISG verlaufen, werden auch typische „Ischias-artige“ Beinschmerzen bei ausgeprägten ISG-Arthrosen beobachtet, die schwierig vom Schmerz eines Bandscheibenvorfalls zu unterscheiden sein können.
Eine Arthrose des ISG lässt sich röntgenologisch am besten über eine Computertomographie nachweisen. Hier finden sich typische Zeichen einer Gelenksverschleißes. Neben der CT-Untersuchung stellt die klinische Untersuchung die wichtigste Grundlage für die Diagnose eines ISG-Syndroms dar, wobei neben dem Bandscheibenvorfall auch ein Verschleiß des Hüftgelenks als mögliche Erklärung der Beschwerden ausgeschlossen werden muss.