Multiple Sklerose
In Deutschland gibt es nach neueren Schätzungen ca. 200.000 MS-Betroffene.
Es handelt sich um eine chronische Erkrankung, die aktuell nicht heilbar ist, jedoch aufgrund bedeutender medizinischer Fortschritte auf dem Gebiet der Immunologie mittlerweile deutlich besser behandelbar ist als früher. Aus diesem Grund können viele MS-Betroffene bei konsequenter Behandlung heute auf ein (nahezu) uneingeschränktes, unabhängiges Leben mit nicht reduzierter Lebenserwartung hoffen.
MS-Spezialambulanz
Behandlungsphilosophie
Wir stehen in unserer MS-Ambulanz für die Philosophie, dass eine erfolgreiche Behandlung der MS am besten gelingt, wenn Therapieentscheidungen gemeinsam und auf Augenhöhe mit dem Patienten getroffen werden. Bei der Behandlung MS-Betroffener muss der Mensch im Mittelpunkt stehen. Uns ist bewusst, dass Patient und Arzt unterschiedliche Perspektiven auf die Erkrankung haben und unterschiedliche Prioritäten bei der Definition einer erfolgreichen Therapie setzen können. Wir versuchen, im Gespräch diese Aspekte zu klären, um die bestmögliche Therapie auf Basis des aktuellen Stands der medizinischen Wissenschaft zu finden, die die individuelle Lebenssituation und die Zielvorstellungen der Patienten berücksichtigt.
Dadurch tragen wir bei zum Erhalt einer langfristig krankheitsunabhängigen, selbstständigen und zufriedenen Lebensführung unserer Patienten.
Dabei verstehen wir unser Angebot nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung des ambulanten Angebots niedergelassener neurologischer Fachkollegen.
Wir unterstützen die Erstdiagnostik der Erkrankung. Für einen positiven Langzeitverlauf ist eine möglichst frühe Diagnose der Erkrankung sehr wichtig, da die Wahrscheinlichkeit eines guten Therapieergebnisses im Langzeitverlauf höher ist, je früher eine konsequente Therapie erfolgt. Darüber hinaus ist in der Frühphase der Erkrankung eine sichere Abgrenzung gegenüber anderen Krankheiten, die ähnliche Beschwerden wie MS verursachen können, notwendig und nicht immer ganz einfach. Gern stehen wir Betroffenen aufgrund der Tragweite der Diagnose einer Multiplen Sklerose auch zur Einholung einer Zweitmeinung zur Verfügung.
Ist die Diagnose gesichert, bieten wir eine ausführliche Therapieberatung unter Berücksichtigung des bisherigen Krankheitsverlaufs und der Krankheitsdauer, der Begleiterkrankungen, Vorbehandlungen, individueller Lebensplanung, individuellem Tagesablauf und persönlichen Präferenzen des Betroffenen an. Wir vertreten die Einstellung, dass Therapieentscheidungen nur in enger Absprache mit der oder dem Betroffenen gefällt werden sollten. Schließlich geht es um Ihre Gesundheit. Wir informieren eingehend, Sie entscheiden mit.
Des weiteren stehen wir in Kooperation mit den niedergelassenen neurologischen Kollegen für die durchgehende Therapie von Patienten mit komplexen Krankheitsverläufen zur Verfügung, die im Rahmen der ambulant niedergelassenen fachärztlichen Versorgung aufgrund des Behandlungsaufwands schwierig zu versorgen sind.
- Eingehende Anamnese und klinische Untersuchung.
- Neuropsychologische Testdiagnostik - Hierdurch kann bei krankheitsbedingten Denkstörungen oder Stimmungsveränderungen eine genaue und umfassende Objektivierung möglicher Beschwerden erfolgen, um eine gezielte Behandlung in die Wege zu leiten. Auch im Rahmen von sozialrechtlichen Vorgängen, wie Beantragung eines Schwerbehindertenausweises, kann eine objektive Beurteilung dieser Beschwerden hilfreich sein.
- Standardisierte 3-Tesla-MRT-Diagnostik nach MS-spezifischen MRT-Protokollen in Kooperation mit unserer Klinik für Radiologie und Neuroradiologie - hierdurch ist eine optimale Vergleichbarkeit der MRT-Bilder im Langzeitverlauf über Jahre gewährleistet, ebenso kann eine optimale Beurteilung des subklinischen Behandlungserfolgs vorgenommen werden.
- Neurophysiologische Diagnostik - sämtliche Möglichkeiten der elektrischen Messung zentraler Nervenbahnen, die für Erstdiagnose und Verlaufsbeurteilung von Bedeutung sind.
- Liquordiagnostik - wenn nötig, erfolgt im Rahmen eines stationären Kurzaufenthalts eine Lumbalpunktion zur Liquordiagnostik, um entzündliche Prozesse im zentralen Nervenraum direkt nachweisen zu können und andere Erkrankungen als Beschwerdeursache auszuschließen.
- Sämtliche notwendige laborchemische Differentialdiagnostik.
Im Fall eines akuten Krankheitsschubs mit neuen neurologischen Defiziten steht über unsere MS-Ambulanz und die Zentrale Notaufnahme unserer Klinik die durchgehende Möglichkeit einer Notfallbehandlung zur Verfügung. 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr.
Ist ein tatsächlicher Krankheitsschub gesichert, kann in unserer Klinik stationär eine hochdosierte intravenöse Kortisonstoßtherapie durchgeführt werden.
Sollte eine Plasmapherese (Blutwäsche) bei besonders schweren Krankheitsschüben notwendig sein, stellen wir diese in Kooperation mit den Abteilungen für Neurologie und Nephrologie des Knappschaftskrankenhauses Bottrop zur Verfügung.
Für den langfristigen Behandlungserfolg bei Multipler Sklerose ist eine unter Berücksichtigung von Nutzen und Risiko angemessene, konsequente krankheitsmodifizierende Langzeittherapie von entscheidender Bedeutung, um Krankheitsschübe zu verhindern und neurologische Funktionsstörungen erst gar nicht auftreten zu lassen. Wir bieten für alle aktuell zugelassenen Immunmedikamente intensive Therapieberatung und indikationsgerechte Therapiedurchführung an. Dabei berücksichtigen wir genau die notwendigen klinischen, kernspintomographischen und laborchemischen Verlaufskontrollen, um das Behandlungsrisiko unserer Patienten zu minimieren und den therapeutischen Nutzen zu maximieren. An aktuellen Medikamenten stehen zur Zeit zur Verfügung:
- Interferone (Avonex®, Betaferon®, Extavia®, Plegridy®, Rebif®)
- Glatirameracetat (Clift®, Copaxone®)
- Teriflunomid (Aubagio®)
- Dimethylfumarat (Tecfidera®)
- Fingolimod (Gilenya®)
- Natalizumab (Tyabri®)
- Alemtuzumab (Lemtrada®) - Beratung bezüglich Therapieindikation bei uns, zur Therapie ggfs. Überweisung an Universitätskliniken
- Cladribin (Mavenclad®)
- Ocrelizumab (Ocrevus®)
- Mitoxantron
Sollten durch die Multiple Sklerose neurologische Funktionsstörungen auftreten oder bereits bestehen, versuchen wir gemeinsam mit den Betroffenen, durch eine gezielte symptomatische Therapie den Einfluss dieser Störungen auf den Alltag möglichst gering zu halten.
Hierzu stehen z.B. physiotherapeutische, ergotherapeutische, logopädische oder neuropsychologische Therapien zur Verfügung. Spastische Muskelverkrampfungen können zusätzlich z.B. mit Baclofen, Sirdalud und Nabiximols (Sativex®) behandelt werden. MS-bedingte Schmerzzustände können diagnostisch abgeklärt und schmerztherapeutisch behandelt werden. Zur Verbesserung der Gehfähigkeit kann ein Behandlungsversuch mit Fampridin (Fampyra®) angezeigt sein. Blasen- und Darmfunktionsstörungen behandeln wir im Rahmen von Kooperationen mit Neuro-Urologen und Proktologen, ebenso MS-bedingte Störungen der Sexualität. Depressive Reaktionen können auf eine antidepressive medikamentöse Therapie ansprechen, ggfs. empfehlen wir zusätzliche Psychotherapie. Die Folgen möglicher Einschränkungen auf die Mobilität können durch angepasste Hilfsmittelverordnung gemildert werden.