Klinikum Vest setzt antibakterielle Lackierung in der Dermatologie ein
Von der nobelpreisträchtigen Idee zum kommerziellen Produkt
Der operationstechnische Assistent Guido Grunenberg (l.) und die medizinische Fachangestellte Stephanie Schulze (r.) bereiten im neugestalteten und versiegelten Eingriffsraum in der Klinik für Dermatologie den Eingriff am Patienten vor.
Zum Schutz vor Keimen überziehen Fitnessstudios ihre Türgriffe, Handläufe und Sportgeräte seit Kurzem mit einer antiviralen Beschichtung. Am Knappschaftskrankenhaus in Recklinghausen hat das Team um Dermatologie-Chefarzt Prof. Dr. Rolf-Markus Szeimies jetzt nachgezogen. Schließlich stammt der Speziallack ursprünglich aus der Medizintechnik.
Klinikum Vest greift als erstes Krankenhaus in NRW auf Methode zurück
Genauer: Er wurde an der früheren Wirkungsstätte von Szeimies, der Universität Regensburg, entwickelt und basiert auf den Erkenntnissen eines der ersten medizinischen Nobelpreisträger, Niels Rybderg Finsen. Der dänische Dermatologe führte 1903 die Abtötung der Hauttuberkulose auf das Prinzip der photodynamischen Therapie zurück und schaffte es, mit bestimmten Farbstoff-Molekülen unter Einfluss von Sauerstoff aus der Luft und Licht, die mitunter todbringenden Bakterien zu vernichten.
An der Universität Regensburg wurde stetig weiter geforscht – mit zuletzt erfolgreichen Feldversuchen. Jetzt, wo der Lack auch kommerziell vertrieben wird, nutzte Szeimies die Chance, um die beiden Eingriffsräume in der Klinik für Allergologie und Dermatologie am Klinikum Vest mit der farblosen antibakteriellen Beschichtung zu überziehen – „als erstes Krankenhaus in ganz NRW, so Szeimies.
Patientenservice mit noch mehr Hygienevorkehrungen
„Wir möchten unseren Patienten damit einen noch besseren Service bieten, und mit dieser nachgewiesen höchst effektiven Methode die Infektionsraten bei medizinischen Eingriffen noch niedriger halten. Im Zeitalter der zunehmenden Antibiotika-Resistenzen ist dieser Lack quasi ein Keulenschlag gegen die Bakterien, der sinnvoll und zukunftsweisend ist.“
Stichwort Zukunft: Das Klinikum Vest hat weiteres Geld in die Hand genommen und einen ehemaligen Verbandsraum zur Therapie von Hauterkrankungen umfunktioniert. Nun liegen zwei OP-Räume direkt gegenüber und erlauben ein pendelartiges Arbeiten. Da gerät die Anschaffung einer weiteren neuen hochwertigen Lichtkabine zur photodynamischen Therapie beinahe zur Nebensache. Aber die ist ja auch schon so gängig, dass sie nicht nobelpreisverdächtig ist.
Allgemeine Sprechstunde in der Klinik für Dermatologie und Allergologie:
Montag bis Freitag, 8:15 Uhr bis 15:45 Uhr (nach vorheriger Terminvereinbarung) für Knappschaft- und privat Versicherte, Tel.: 02361 56-3201