Klinikum Vest veranstaltet Notfallübung für Viertklässler der Liebfrauen Grundschule

Frau Anne geht es gar nicht gut. Keine Atmung feststellbar und auch auf lautes Ansprechen reagiert sie nicht. Zum Glück ist Frau Anne nur eine Übungspuppe. 52 Viertklässler der Liebfrauen Grundschule in Recklinghausen setzten sich bei der Notfallübung im Klassenzimmer trotzdem mit hohem Engagement für sie ein.

Dr. Ricardo Röwer, Oberarzt des Zentrums für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie im Klinikum Vest - selbst erfahrener Notarzt - erklärte zusammen mit Kollege Oliver Weber, ebenfalls Arzt der Anästhesie im Klinikum Vest, was in einem echten Notfall zu tun sei. Die Schülergruppe hörte konzentriert zu und gab danach alles, um die Anweisungen auch umzusetzen.

„Auch als Kinder könnt ihr helfen, Leben zu retten. Erwachsene trauen sich oft nicht. Ihr könntet ihnen dann sagen, was zu tun ist“, so Ricardo Röwer. Die Botschaft lautet: das einzige, was man falsch machen kann, ist, nichts zu tun! Statistiken belegen, dass in Deutschland nur 31 % der Menschen in einem Notfall helfen könnten. In anderen Ländern, beispielsweise in Skandinavien, beträgt die Anzahl der hilfsbereiten Personen hingegen immerhin 60 %. Erschreckende Zahlen, wenn man bedenkt, dass ein Notfall immer und zu jeder Zeit passieren kann.

Gemäß der Curricular Empfehlung hat das Zentrum für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie unter Leitung des Chefarztes Prof. Dr. med. Hans-Georg Bone es sich daher zur Aufgabe gemacht, gerade auch Kinder entsprechend zu schulen, um im Ernstfall helfen zu können.

In einem aktiven Dialog, unterstützt durch die Schau eines Torsos und eines Animationsfilmes, erklärten die beiden Ärzte des Klinikum Vest den Viertklässlern der Liebfrauen Grundschule an der Jahnstraße 32 in der vergangenen Woche auf kindgerechte Weise die Funktion des Herzkreislaufes, wie man eine Notfallsituation überhaupt erkennt und was dann zu tun ist.

Im ersten Schritt wurde per Rollenspiel geübt, welche fünf W-Fragen bei dem Telefonat mit der Notrufzentrale unter 112 beantworten werden müssen: Wo ist es passiert? Was ist geschehen? Wie viele Personen sind betroffen / verletzt? Welche Art von Verletzungen / Zustände? Warten auf Rückfragen und nicht auflegen, bis der Notarzt eingetroffen ist.

„Bis der Rettungsarzt kommt, können Minuten vergehen. Um genau diese Minuten geht es. Das Herz ist eine Pumpe. Wenn sie nicht mehr funktioniert, muss sie schnell per Drücken und wieder Loslassen (Thorax-Kompression) wieder aktiviert werden“, erklärt der Wiederbelebungsexperte Röwer. Die kleinen Zuhörer zeigten anschließend vollen Einsatz, kontrollierten, ob Frau Anne wirklich bewusstlos ist, ob sie atmet und zeigten dann Ausdauer bei der Herzdruckmassage unter Einsatz ihres ganzen kleinen Körpers.
Vertraut gemacht wurden die Kinder auch mit einem automatischen externen Defibrilator (AED), der Stromstöße abgibt, um das Herz des Verunglückten wieder in eine geordnete Funktion zu überführen.

Das Deutsche Rote Kreuz steuerte zum Tagesprogramm an der Liebfrauen Grundschule weitere Höhepunkte bei. Herr Jan Lourens, Rettungssanitäter, und Herr Fabian Panke, Rettungshelfer erläuterten die Ausstattung des Rettungswagens und zeigten, wie das EKG im Wageninneren funktioniert.

Sowohl die Schulkinder selbst als auch Schulleiterin Claudia Stewen zeigten sich begeistert von der Idee des Klinikum Vest, Laien, vor allem auch Kinder mit Wiederbelebungs-maßnahmen vertraut zu machen, um im Notfall handeln zu können. Sie versprachen das Gelernte zu Hause und an Freunde und Bekannte weiterzugeben - denn eigentlich ist das Helfen in einer Notfallsituation wirklich einfach.

Aufruf an Schulen im Vest:

Die Begeisterung und die Bereitwilligkeit, das Gelernte in die Praxis umzusetzen, zeigen, dass es richtig ist, bei den Kindern mit der Reanimationsausbildung zu beginnen. Untersuchungen belegen, dass hauptsächlich Diejenigen helfen, die wissen, wie und warum man eine Wiederbelebung durchführen muss.

Interessierte Schulen, die dem Beispiel der Liebfrauen Grundschule folgen möchten (Angebot für Kinder ab der vierten Klasse), können sich im Klinikum Vest melden unter:

Zentrum für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie
Chefarztsekretärin
Frau Marie-Theres Nienzilla
Tel.: 02361 56-3001
E-Mail: Marie-Theres.Nienzilla@Klinikum-Vest.de

Info

"Prüfen, rufen, drücken", lautet die Devise bei einem Herzstillstand!
Das bedeutet für den Notfall:

1. Prüfen, ob die Person noch atmet
2. Rettungsdienst unter 112 rufen
3. Mindestens 100 Mal pro Minute fest auf die Mitte des Brustkorbes drücken, bis der Notarzt eintrifft
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