In NRW gucken Herzpatienten in die Röhre
Neues Herzkatheterlabor im Klinikum Vest verbessert die Therapien
Ausgerechnet in NRW liegt die Rate an schweren Herzerkrankungen laut der Deutschen Herzstiftung um 7,5 Prozent höher als im Bundesdurchschnitt. Das Klinikum Vest will das nicht auf sich sitzen lassen und eröffnet am Knappschaftskrankenhaus ab November ein ganz neues Herzkatheterlabor.
Damit kann das Ärzteteam in Recklinghausen jetzt auch alle gängigen Verfahren der interventionellen Kardiologie auf höchstem Niveau betreiben. Mit anderen Worten: Die Erstversorgung von Patienten mit vermutetem Herzinfarkt läuft in der neuen Brustschmerzambulanz mit vier Betten nun spezialisierter und bedarfsgerechter ab. Bestätigt sich der Verdacht auf einen Herzinfarkt, werden die Patienten unverzüglich dem neu eingerichteten Herzkatheterlabor zugeführt. Im Anschluss können die Patienten in akuten Fällen sofort auf die Intensivstation weitergeleitet werden. Brustschmerz-Patienten ohne Infarkt dagegen können sich auf der neuen Telemetriestation frei bewegen. Bei ihnen erfolgt lediglich eine Rhythmusüberwachung. Der Vorteil liegt klar auf der Hand: Die Lebensqualität ist deutlich höher, wenn nicht jeder Patient auf die Intensivstation verlegt wird.
Diese maßgeschneiderte Überwachung erfordert natürlich eine aufwendige Infrastruktur, die die Projektgruppe „Herzblut“ in monatelanger Vorarbeit akribisch geplant hat. Das sind „einmalige Arbeitsbedingungen“, sagt Prof. Dr. Cemil Özcelik, Chefarzt der Medizinischen Klinik I für Kardiologie, Gastroenterologie und Diabetologie, den das Klinikum Vest neu ins Boot geholt hat. Özcelik weiß, wovon er spricht. Zusammen mit seinem Kollegen und leitenden Oberarzt Stephan Matzath hat der 48-Jährige bereits drei Jahre lang Aufbauarbeit in der Kardiologie des Herzverbundes Südniedersachsen gestemmt. Seinen Wechsel zum Klinikum fest begründet er so: „Bei den Knappschaftshäusern stimmt der Qualitätsanspruch einfach.“
Dieser Qualitätsanspruch bedeutet auch, dass im neuen Labor die Strahlenbelastung heruntergefahren wird – um 30 bis 40 Prozent. Außerdem will sich das Krankenhaus in den Rettungsdienst eingliedern und künftig Notfallpatienten mit Herzinfarkt behandeln. Eine extra eingerichtete Herzline-Telefonnummer soll niedergelassenen Fachärzten darüber hinaus helfen, dringende Fälle direkt anzumelden und sich gut beraten zu lassen.
Patienten, die eine Blutverdünnung brauchen, aber beispielsweise sturzgefährdet sind oder unter Blutungen aus dem Magen-Darmtrakt leiden, sind ab jetzt bei Özcelik gut aufgehoben: Er hat sich darauf spezialisiert, das linke Herzohr bei Patienten zu verschließen, damit beispielsweise auf eine Behandlung mit Marcumar verzichtet werden kann. „Laut Deutscher Herzstiftung ist der Bedarf in NRW da, Patienten noch besser kardiologisch zu betreuen“, so Özcelik. Mit dem Klinikum Vest geht er jetzt einen großen Schritt in diese Richtung.