Pilotprojekt: Geflüchtete in der Krankenpflege
32 Männer und Frauen, die jüngst als Geflüchtete nach Deutschland kamen, hatten sich zum Speed-Dating im Knappschaftskrankenaus Recklinghausen eingefunden, um sich für einen von fünf Praktikumsplätzen in der Krankenpflege zu bewerben. Das Besondere daran ist: Alle fünf Auserwählten können sich am Ende auf einen Ausbildungsplatz bewerben. Ihnen wird ein „Start in einen Beruf mit Aussicht“ – so der Projekttitel – ermöglicht.
Doch die fünf „Gewinner“ sammeln ab dem 1. September nicht nur Berufs-erfahrung auf drei Stationen des Klinikum Vest. Zusätzlich erhalten sie in der Krankenpflegeschule des Knappschaftskrankenhauses acht Stunden Unterricht in der Fachsprache. Unterrichtet werden die Praktikanten von speziellen Sprachtrainern des Bildungszentrums des Handels. „Wir begrüßen und unterstützen das Projekt und die Teilnehmer“, erklärte Sebastian Scheer, kaufmännischer Direktor des Klinikum Vest, im Rahmen der Auftaktveranstaltung.
Den Anstoß zum Pilotprojekt gab die Recklinghäuser Vize-Bürgermeisterin Marita Bergmaier: „Als Politikerin kenne ich die Vorbehalte gegen Flüchtlinge. Ich wollte zeigen, dass man diese Menschen in den Arbeitsmarkt integrieren kann. Meckern allein, nützt niemandem.“ Ihr Arbeitgeber, die Knappschaft, war schnell überzeugt. „Die Knappschaft ist ein bundesweiter Träger mit vielen Möglichkeiten“, hofft Bergmaier jetzt auf den Nachahmungseffekt. Denn schon jetzt sei das Interesse am Recklinghäuser Modellprojekt sehr groß.
Beim „Start in einen Beruf mit Aussicht“ handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt des Klinikum Vest, des Bildungszentrum des Handels und des Jobcenters des Kreises. „Alle Interessenten bringen die erforderlichen Schulabschlüsse beziehungsweise die Berufserfahrung aus ihrer Heimat mit und Deutsch ist für sie keine Fremdsprache mehr“, erläuterte Britta Gladel, zuständige Personalentwicklerin und Projektleiterin des Hauses, was die Geflüchteten an Voraussetzung für ein Praktikum mitbringen mussten. Und natürlich, alle Männer und Frauen, die größtenteils aus Syrien und Afghanistan stammen, haben ein uneingeschränktes Aufenthaltsrecht.
Das Jobcenter wählte auf Empfehlung des Bildungszentrums des Handels die 32 Kandidaten aus, die im Speed-Dating für sich warben. „Wir kennen die Männer und Frauen aus unseren Integrationskursen und wissen, wer sich für ein Praktikum und eine anschließende Ausbildung eignet“, erklärte Gabriele Bültmann, Leiterin des Bildungszentrums. Neun Frauen und Männer, die im Speed-Dating überzeugen konnten, wurden bereits zum Vorstellungsgespräch ins Klinikum Vest eingeladen, um sich für einen der fünf Praktikumsplätze zu bewerben.
Am 1. September startet somit für fünf Menschen fern ihrer Heimat ein Praktikum bei einem großen Arbeitgeber und somit ein neuer Lebensabschnitt.